#Frau Troche schreibt Interviews…
Wie gelingen der Quereinstieg oder Karriereaufstieg? Fachliche Skills sind die Basis – aber reicht das? Die Antwort von Dr. Gerhard Helm ist ein klares “Nein”. Warum, erklärt der Coaching-Experte im Interview.
Vom Fitnesscoach bis zum Ernährungscoach: Coaching wird immer alltäglicher. Doch was ist Coaching eigentlich?
Am einfachsten ist es, den Begriff umgekehrt zu erklären. Jede:r kennt die Situation, dass andere Menschen einem mit gut gemeinten Ratschlägen helfen wollen. Das ist kein Coaching. Die Ratschläge anderer helfen nur begrenzt, weil niemand die Situation so gut kennt wie man selbst. Die Aufgabe eines/einer professionellen Coaches/Coachin ist es, die Person dazu zu befähigen, eigene, passende Lösungen zu finden. Ein:e Coach:in ist in diesem Sinne ein:e Prozess- und Denkbegleiter:in.
Wie gelingt es, dass Menschen durch Gespräche zu Problemlösungen finden?
Der Schlüssel ist der Perspektivenwechsel durch gezielte Fragen, die zum Nachdenken anregen. Es kann einen großen Erkenntnisgewinn bringen, wenn man eine andere Sicht auf seine Herausforderungen hat. Das gelingt in einer geschützten Atmosphäre, einem Raum, der ein strukturiertes und urteilsfreies Denken ermöglicht.
Was erwartet Coaching-Teilnehmer:innen in euren Sessions?
Zum einen lernen die Teilnehmer:innen das Thema Coaching kennen. Damit fällt es ihnen später leichter, es im Beruf anzuwenden, denn moderne Führung kommt ohne Coaching nicht mehr aus. Zum anderen können sie sich für den Neustart sortieren. Was sind meine Ziele? Wie gehe ich mit Herausforderungen um?
Coaching wird häufiger mit Führungskräften assoziiert. Unsere Quereinsteiger:innen sind alle Junioren in ihrer neuen Position – eignen sich Coachings auch für Junioren?
Wir begleiten immer mehr Menschen aus allen Ebenen. Lange war Coaching ausschließlich dem Top-Management vorbehalten. Das hat sich verändert, denn jede:r hat persönliche Herausforderungen, die unabhängig vom Karriere-Level existieren. Es sind eben einfach andere Herausforderungen. Also ich kann die Frage definitiv mit „Ja“ beantworten – eine solche Gesprächsform ist für jede Person geeignet.
In der heutigen Arbeitswelt gibt es oft keine richtigen Lösungen, sondern nur einen umfassenden Blick auf komplexe Herausforderungen und kreative Wege als erste Schritte zu einer Lösung.
Sollte also jede:r eine:n Coach:in haben?
Im Grunde ja, denn es ist eine große Hilfe bei der Bewältigung komplexer Herausforderungen. Das haben immer mehr Unternehmen erkannt. Heute wird zum Glück nicht mehr nach Führungsstufe entschieden, denn den Prozess des Reflektierens in einem geschützten Raum sehen zunehmend mehr Unternehmen als wichtige Erfolgsgröße an. Auf diese Weise werden Entscheidungen fundierter getroffen und auch bessere Ergebnisse erzielt.
Welche Vorteile hat Coaching als Entwicklungsmaßnahme?
Menschen können am besten nachdenken, wenn ihnen jemand dabei zuhört und sie Fragen beantworten müssen, die sie sich selbst nicht gestellt hätten. Das gelingt, wenn sie eine vertrauensvolle Atmosphäre vorfinden und gezielt durch den Denkprozess geleitet werden. Die täglichen To-do-Listen sind voll, der Arbeitstag geht in den Familienabend über und schon steht der nächste Tag vor der Tür. Zum Innehalten bleibt da wenig Raum. Zudem müssen Mitarbeiter:innen durch die veränderten Arbeitsbedingungen zunehmend mehr Probleme lösen, für die es keine richtige oder falsche Lösung gibt. Das können Themen wie Home-Office, Home-Schooling oder auch der Umgang mit Corona sein.
Stichwort „Zukunft“: Gibt es Coaching in 5 Jahren noch?
Ich bin davon überzeugt, dass immer mehr Menschen lernen, sich selbst zu coachen. In der heutigen Arbeitswelt gibt es oft keine richtigen Lösungen, sondern nur einen umfassenden Blick auf komplexe Herausforderungen und kreative Wege als erste Schritte zu einer Lösung. Coaching hilft dabei.